Freitag, 13. März 2015

Bens Traum, Kapitel 15


Ich befand mich in einem weißen Raum. Ich nehme an, dass es ein Raum war, denn es war so hell, dass ich keine Wände erkennen konnte. Es blendete nicht, ich musste nicht blinzeln, aber es waren keine Ecken zu sehen, nur weiß. Es war warm, angenehm warm und ich war unbekleidet. Unbewusst wollte ich meine Hände als Sichtschutz für meine Genitalien verwenden, merkte aber, dass ich eine Windel an hatte.



Also war ich nicht nackt im klassischen Sinne, meine Unterwäsche der speziellen Art hatte ich noch an. Ich schaute mich langsam um. Es war keine Tür zu sehen, keine Erhebung, es schien nur ein völlig leerer, lichtdurchfluteter Raum zu sein. Ein Raum ohne Schatten. Die Größe ließ sich nicht erfassen. Ich drehte mich weiter und sah eine Person auf mich zukommen. Sie war ganz in weiße Kleidung gehüllt. Allein aus der Entfernung ließ sich erkennen, dass es sich nicht um ein einfaches Zimmer handelte. Eine Halle passte mehr dazu.
Der Mann kam näher und ich erkannte seine Gesichtszüge. Tom, der Pfleger aus meinem Traum, stand nun vor mir.
"Hallo Benjamin!", begrüßte er mich mit sanfter Stimme.
"Wo bin ich?", fragte ich, obwohl ich schon eine ganze Zahl von Möglichkeiten parat hatte. Und weil ich nicht ganz blöd erscheinen wollte - immerhin stand ich nur mit einer Windel hier - fragte ich: "Ist das etwa der Himmel?".
"Nein. Du träumst und offensichtlich bist du mit deinem Traum nicht zufrieden.", erklärte Tom.
Ich war peinlich berührt. Vor mir stand ein erwachsener Mann und ich hatte im Crashkurs nicht nur eine Windelphantasie nach der nächsten erlebt, ganz nebenbei hatte ich auch noch meine ersten sexuellen Erfahrungen gemacht. Und die waren nicht gerade das, was man mit fremden Leuten, schon gar nicht mit einem Erwachsenen besprechen wollte.
"Naja...", druckste ich, "irgendwie entwickelt es sich nicht so angenehm, wie ich das gerne hätte.", sagte ich.
"Du redest von den Schmerzen?", fragte Tom.
"Ja. Genau.", sagte ich.
"Nun, das Problem ist, dass Teile der Wirklichkeit in deinen Traum übernommen werden.", erklärte Tom weiter.
"Ich will aber keine Schmerzen haben. So macht der Traum keinen Spass.", sagte ich.
"Ich verstehe. Nur kann ich das, was in deiner Wirklichkeit passiert, nicht verhindern. Ich kann dir nur helfen, den Traum so zu träumen, dass es dir gefällt.", sagte Tom.
Das Licht schien plötzlich heller zu werden, die Gestalt von Tom schien von innen her zu leuchten und mit dem Weiß des Raums zu verschmelzen. Tom löste sich vor meinen Augen in Licht auf, um meinen Körper herum bildete sich wieder das blaue Gewebe des Overalls und ich spürte meinen Podex. Es fühlte sich an, als hätte ich etwas im Po, aber es war kein Schmerz, nur ein deutlich wahrnehmbarer Druck. Um mich herum tauchte mein Zimmer wieder auf und nahm Gestalt ab. Ich stand nicht mehr, ich lag wieder in meinem Bett. Der Schmerz war verschwunden und es war nur noch ein Fremdkörpergefühl, etwas Neues. Ich versuchte, es zu ertasten, aber Body und Windel ließen das nicht zu.
'Jetzt hab ich im wahrsten Sinne des Wortes den Arsch offen.', dachte ich. Ich bereute, mich darauf eingelassen zu haben. Aber es ging nicht mehr rückgängig zu machen, ich hatte den Stent in meiner Hand wachsen sehen und eines war klar: Entfernen konnte ich ihn nicht selbst. Die Vorstellung, einen Arzt um Hilfe zu bitten, erschien mir noch schlimmer, als das ungewohnte Gefühl an meinem Hinterausgang.
Die Windel hatte mit einem Schlag ihren Reiz verloren. Es war ein klarer Unterschied, sie nutzen zu können, wenn mir danach war oder sie immer nutzen zu müssen. Die Zeit, in der ich in die Hosen gekackt habe, waren so lang vorbei, dass ich mich nicht dran erinnern konnte. Allerdings hatte ich ein sehr gespaltenes Verhältnis zu meinen Ausscheidungen und es nun für immer ertragen zu müssen, war mehr Horror als Freude. Ich hatte es noch nicht mal ausprobiert, wusste nicht, was mich erwartet. Noch hatte ich keine Auswirkungen gespürt, vom Schmerz mal abgesehen. Es war wohl noch kein Nachschub da, der sich nun ungehindert in meine Windel vorschieben konnte. Noch blieb mir diese Erfahrung verwehrt oder zum Glück? Ich wusste es nicht und ich wollte es jetzt auch nicht wissen.
Thomas lag in seinem Bett und spielte mit seiner Konsole. Ich betrachtete ihn und begann mich zu fragen, was so besonderes an ihm ist. Er sah wie ein normaler Junge aus, teilnahmslos, normal, selbstverliebt. Meine Faszination vom Anfang konnte ich gar nicht nachvollziehen. Auch nicht den Umstand, dass ich meine Bedenken hinsichtlich homosexueller Spiele völlig ignoriert hatte. 'Arsch offen' war wohl die beste Umschreibung für mein Handeln und letztlich auch die Konsequenz.
Ich stand auf und wie ferngesteuert lief ich zum Bett meines Zimmergenossen und küsste ihn auf die Wange. Ich hätte auch seinen Mund geküsst, aber er war so vertieft in seine Konsole, dass da kein Rankommen war. Er ignorierte mich fast vollständig, wischte sich nur über die Stelle, an der eben noch meine Lippen seine Haut berührt hatten und spielte weiter. Er hob nicht seinen Blick, er sagte nichts. Ich hatte das Gefühl, gar nicht da zu sein. Mehr musste ich nicht wissen, mehr wollte ich nicht wissen. Mit steifem Rücken, als hätte ich einen Stock im Arsch, ging ich wieder zu meinem Bett. Der Druck in meinem Rektum ließ keine andere Gangart zu und es war ja auch richtig, ich hatte ja etwas in mir drin, dass da normalerweise nicht hingehörte.
Ich wollte es sehen, ich wollte was berühren, verstehen. Mit beiden Armen griff ich nach dem Reißverschluss, wollte mich aus dieser zweiten Haut befreien, die zwischen mir und meinem neuen Körperteil stand. Keine Chance, der Reißverschluss ließ sich so nicht öffnen. Ich war gefangen in der Situation, in meinem Körper, in meiner Windel, in meinem Pflegeoverall und nicht zuletzt in diesem sehr realistischen Traum.
Panik ergriff mich und ich versuchte, den Body auf andere Weise loszuwerden, aber der Stoff war wohl extra dafür gemacht, solchen Versuchen zu widerstehen. Ich riss und zerrte, aber nichts passierte. Tränen der Wut und Verzweiflung liefen mir über die Wangen. Thomas schien von all dem keine Notiz zu nehmen, er lag auf seinem Bett und war mit seiner Konsole beschäftigt.
Ich gab auf. Es war sinnlos, es gab keinen Ausweg. Ich legte mich wieder hin, schlug mit meinem Kopf ins Kissen, als ob das etwas ändern könnte und blieb einfach liegen. Meine Beine hingen noch aus dem Bett heraus, meine Arme hatte ich vor meinem Brustkorb verschränkt und mein Blick ging starr zur Decke. Ich folgte den Linien, welche die Decke in Quadrate einteilten. Ich zählte die Quadrate, bildete Muster, sah Kreuze, Würfel, Dreiecke. Ich bemerkte gar nicht, dass die Visite ins Zimmer gekommen war, bis mich die Hand vom Chefarzt anstupste.
"Benjamin, wie geht es dir?", fragte er mit väterlich warmer Stimme. Ein Pulk von Ärzten und Pflegekräften stand hinter ihm, aber er tat so, als wäre da nur er und ich.
"Beschissen!", sagte ich und wieder traten Tränen in meine Augen.
"Mhhh, ja, das kann man riechen.", sagte der Arzt.
Ich war irritiert, legte alle meine Aufmerksamkeit auf die Nase, saugte die Luft in kleinen Portionen ein und dann roch ich es auch. Deutlicher konnte es nicht sein und ich war wieder irritiert. Ich hatte nichts gemerkt, selbst jetzt merkte ich nichts davon.
"Es sieht so aus, als brauchst du frische Unterwäsche.", sagte der Arzt, "dann ist es nicht mehr halb so schlimm.".
Er tätschelte mir noch den Arm und ich war froh, dass er nicht auch noch durch meine Haare wuselte. 'Ich scheiß mir in die Hosen und merke es nicht mal', dachte ich und biss mir auf die Zähne. Wut kochte in mir hoch und ich stellte mir einen Augenblick vor, wie Thomas auf der Liege lag und ich ihm so einen Zapfen reinschob und er ... aber das wäre unfair. Er hatte mich gewarnt, immer wieder gefragt und ich hatte es gewollt. Er sah nicht danach aus, dass er das wollte und ...
Die Gedanken erstarben. Der Zivi stand vor meinem Bett, eine frische Windel in der Hand. Nun konnte ich der Wahrheit nicht mehr aus dem Weg gehen...

"Na dann, wollen wir mal.", sagte er in gewohnter Routine, schälte mich aus meinem Overall, öffnete die Windel und bat mich, mich auf die Seite zu drehen. Mit einem Feuchttuch säuberte er meinen Hintern. Der Geruch meiner Hinterlassenschaften füllte den Raum.

"So viel ist es gar nicht, mehr Geruch als Kacke.", sagte der Zivi wie nebenbei. Er nahm ein zweites Tuch und wischte alles sauber. Der Druck wurde wieder spürbar, als das Tuch den Analstent berührte. Kein Kommentar wurde laut, der Stent wurde mit genau der gleichen Normalität aufgenommen, wie eins meine Mutter den Umstand meiner Windeln akzeptiert hatte.
"Bei Gelegenheit sollten wir den Stent mal spülen, dann hast du auch mehr Ruhe vor dem nächsten Mal.", sagte mein Helfer. Ruhig öffnete er die neue Windel, packte sie unter mich und verschloss die Klebestreifen. Während er meinen Pflegebody wieder hochzog, sagte er "Aber das muss jetzt nicht sein und außerdem gibt's bald Mittagessen. Ruh dich aus."

Er rollte meine alte Windel zusammen und verstaute sie im Müllsack. Dann verließ er das Zimmer. Ich blieb mit meinem Schmerz zurück, der weniger Schmerz war, sondern eine ungewohnte Art von Druck im Po. Naja, eben wie ein Stock, der ...

Ich drehte mich wieder zur Wand und versuchte mich zu entspannen.

"Mist.", fluchte Thomas und legte seine Spielekonsole hörbar weg. Ich wollte gar nicht wissen, was denn jetzt zu dieser spontanen Äußerung geführt hatte. Ich hatte eine angenehme Position gefunden, das Frischegefühl einer sauberen Windel überdeckte die unangenehme Seite meiner Erfahrung. Die Wand verschwamm  vor meinen Augen, wurde weißer und der Raum löste sich wieder in diese schier endlose Lichthalle auf. Ich drehte mich um, suchte nach meinem Ansprechpartner und starrte in die endlose Weite des Traumraum's.
"Immer noch unzufrieden?', fragte Tom und tippte mir von hinten auf die Schulter. Ich drehte mich wieder auf die Seite, auf der vor wenigen Minuten noch die Wand war und schaute in das gütigste Gesicht, dass mir in dieser Situation je erschienen ist. Ich konnte mich zwar nicht erinnern, diese Situation schon mal erlebt zu haben, aber das war mir jetzt nicht wichtig.
"Es tut weh, es ist erniedrigend und macht keinen Spass.", sagte ich mit Schmerz in der Stimme.
"Ich verstehe.", sagte Tom und machte einen nachdenklichen Gesichtsausdruck. "Gibt's auch Dinge, die dir an deinem Traum gefallen haben?"
Ich überlegte. Die Windel war eine schöne Sache. Thomas, abgesehen von seiner unerklärlich abweisenden Art, ein wünschenswerter Freund. Und mein erster und auch letzter Sex war bis zum Stent auch schön, sehr schön sogar.
"Ja.", sagte ich als Antwort auf die Frage von Tom.
"Dann ist es doch ganz einfach: erzähl mir, wie du dir deinen Traum vorstellst. Erzähle die Sachen, die dir gefallen und sag auch, was du auf keinen Fall haben willst. Und dann können wir den Traum neu starten."
Tom schaute mich erwartungsvoll an. Ich war verblüfft, an diese Möglichkeit hatte ich trotz aller Erklärungen noch gar nicht gedacht. Einen Traum komplett selbst gestalten und dann auch noch zu erleben, das war an sich schon ein Traum.
"Ich muss es mir genau überlegen. Ich will keinen Reinfall erleben.", sagte ich. "Für den Anfang wäre es nett, wenn die Schmerzen weg sind."
"OK. Es kann etwas dauern, aber die Schmerzen müssten sowieso besser werden. Hab Geduld und überleg dir, wie du deinen Traum leben willst. Und nun wach auf.

***

Ich schreckte aus meinem Bett hoch. Es war dunkel, das Krankenhaus war verschwunden, ich war zu Hause. Irritiert schüttelte ich den Kopf, versuchte, mir den Traum in Erinnerung zu holen und griff instinktiv zwischen meine Beine. Keine Windel, keine Nässe, einfach nur meine Klamotten. Offensichtlich war ich plötzlich eingeschlafen und hatte es gerade noch in mein Bett geschafft. Oder meine fürsorgliche Mutter hatte mich mal wieder ins Bett getragen.
Langsam begann die Realität sich gewohnt normal anzufühlen. Das Gefühl der Verwirrung blieb, vor allem, weil ich mich nicht an die Zeit vor dem Traum erinnern konnte. Es war keine absolute Leere, aber immer wenn ich versuchte, meine Erinnerungen anzuzapfen, schienen sie sofort wieder zu entgleiten.
Ich schaute auf die Uhr. Zehn vor zwölf. Ich hatte also noch viel Zeit zum Schlafen und legte mich wieder hin. Es war mit Abstand der intensivste und auch krasseste Traum, an den ich mich erinnern konnte. Was wohl angesichts des Umstandes, dass ich mich irgendwie an gar nichts erinnern konnte, nicht viel bedeutete.
Ich machte meine Augen zu und dachte an den Traum. Ich war gerade wieder am Einschlafen, als sich meine Blase meldete. Ich überlegte, ob ich nochmal auf Toilette gehen sollte, aber das wohlige Gefühl des Schlafes ließ mich abwarten. Meine Blase protestierte immer heftiger und nach zehn Minuten hatte sie gewonnen. Ich stand auf und ging ins Badezimmer.
"Bist du wieder wach?", rief die Stimme meiner Mutter aus dem Wohnzimmer.
"Ich muss mal.", murmelte ich schlaftrunken zurück. Meine Mutter war Nachts lange wach und wenn sie nicht mit Freunden quatschte, schaute sie sich das Nachtprogramm im Fernsehen an.
Ich steuerte automatisch auf's Badezimmer zu. Das Licht machte ich gar nicht an, ich ließ einfach die Tür einen Spalt offen. Ich setzte mich auf's Klo und irgendwie fand ich es ein gutes Gefühl, einfach laufen lassen zu können. Der Traum war wieder präsent in meiner Erinnerung, auch der Schmerz und ich war froh, dass er vorbei war.
Ich betätigte die Spüle, verzichtete auf's Händewaschen und ein "Gute Nacht" murmelnd ging ich wieder in mein Zimmer. Das "Gute Nacht, mein Baby" hörte ich nicht mehr richtig und es störte mich auch nicht. Ich wollte nur noch weiter schlafen. Ich zog meine Hosen aus, der Kapuzenpullover flog oben drauf und ich kletterte wieder in mein Bett. Ich kuschelte mich unter meine Decke und schlief ein.

“Guten Morgen, Ben! Zeit zum Aufstehen.”, sagte meine Mutter. Das Licht der aufgehenden Sonne ließ mich die Augen sofort wieder schließen. "Noch nicht!", sagte ich mit verschlafener Stimme, zog die Decke über meinen Kopf und drehte mich nochmal um.
“Doch jetzt.”, sagte meiner Mutter mit unnachgiebigem Tonfall und zog meine Decke weg. "Du musst duschen, dich anziehen und in die Schule.", sagte sie. "Und du hast heute Nacht wieder mal deine Unterwäsche vergessen."
Erschrocken fuhr ich hoch. Instinktiv landeten meine Hände im Schambereich, aber ich merkte, dass ich sehr wohl meine Unterhose an hatte.
"Was ist los mit dir? Genierst du dich auf einmal?"
"Nein. Ich dachte nur...", fing ich zu stammeln an. Ich war hellwach und überlegte. Mir fiel mein Traum von letzter Nacht ein und ohne die Absurdität des Gedanken zu bemerken, gab ich diesem Traum eine tiefere Bedeutung.
"Komm, steh auf und ab unter die Dusche.", trieb mich meine Mutter zur Eile. "Ruf mich, wenn du fertig bist."
Ich ging ins Bad, entledigte mich meiner Unterwäsche und duschte sehr ausgiebig. Das Zähneputzen betrachtete ich nach einem Blick in den Spiegel als unnötig, wickelte mein großes Handtuch fest um meine Hüften und ging wieder in mein Zimmer. Mein Bett war bereits gemacht, dreckige Klamotten gegen schrankfrische Sachen ausgetauscht. Sie lagen fein säuberlich geordnet auf dem Bett. Und neben der Boxershort lag eine Windel, auch noch zusammengefaltet. Ich stutzte.
Ich rubbelte die letzte Feuchtigkeit schnell von der Haut und schlüpfte in die bereitliegenden Sachen. Die Windel, so sehr mich der Anblick faszinierte, ließ ich einfach liegen. Fertig angezogen ging ich in die Küche.
“Fertig!”, sagte ich.

Meine Mutter unterbrach kurz ihre Arbeit, kam auf mich zu und tätschelte mir den Hintern. "Eine Sache fehlt.", sagte sie.
"Ähm, ja.", sagte ich verlegen, "ich wollte mal ohne."
Ich war unschlüssig, ob das die richtige Antwort war, aber sie war spontan. Mittlerweile wusste ich nicht mehr, ob ich wach bin oder nur einen neuen Traum träume. Die Erinnerungen an Thomas, das Krankenhaus und die Windelerlebnisse waren in meiner Erinnerung noch präsent. Auch wenn es sich gut anfühlte und in mancher Lebenslage echt praktisch war, Windeln konnten echt nachteilig sein, vor allem, wenn man sie eigentlich nicht braucht, um die Abfallentsorgung zu organisieren. Ich wollte dieses Netz aus Lügen und Rechtfertigungen nicht mehr erleben, ich wollte die Wahrheit leben.
Ich atmete tief ein, legte meine sohnigste Tonlage auf und sagte: "Mama, ich muss mit dir reden."

Es war raus. Meine Mutter stand an der Arbeitsplatte und bereitete weiter das Essen vor. Ich wusste nicht, ob sie mich verstanden hatte. Die unsichtbare Mauer des Geheimnisses hatte gerade einen deutlichen Riss bekommen.

"Mama...", fing ich wieder an zu reden, "... eigentlich brauche ich gar keine Windeln, ich trage sie nur, weil es mir Spass macht."

"Was macht dir Spaß?", fragte Thomas gähnend? Er kam in einem hellblauen Strampler in die Küche, seine dicke Windel zeichnete sich deutlich ab.

Ich war erstaunt, erfreut, irritiert. "Was machst du hier?", fragte ich.

"Nicht schon wieder, Ben!". Thomas verdrehte die Augen, als wäre es nicht zum ersten Mal Thema.

"Wir haben Thomas als Pflegefamilie aufgenommen. Seine Eltern kamen bei einem Unfall ums Leben. Ihr habt euch im Krankenhaus kennengelernt. Thomas trägt Windeln und du brauchst auch Windeln, seit du im Krankenhaus warst. Und scheinbar hat dein Gedächtnis aus was abbekommen."

"Ich erledige das.", erklärte sich Thomas bereit und nahm meine Hand. Beherzt zog er mich in mein Zimmer.

"Ich weiß, dass du das magst und ich mag es auch. Hose runter, ab auf's Bett. Zeit für eine frische Windel."

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